Erste Begegnung mit Indien (Chennai - 2003)
Indien empfängt uns am Flughafen in Madras mit einer 2-stündigen Warteschlange bei der Passkontrolle. Nach dem Verlassen des klimatisierten Flughafengebäudes empfängt uns eine Luft wie im tropischen Gewächshaus, die Szenerie vor dem Flughafen mit den typischen indischen Puckeltaxis ist recht skurril. Wir müssen offenbar sehr weit weg sein von Europa und allem, was uns vertraut ist.
Um 2 Uhr morgens sitzen wir endlich in einem Taxi, welches uns auf der verzweifelten Suche nach unserem Hotel eine 1-stündige Irrfahrt durch die Stadt beschert, der Taxifahrer findet die Straße nicht, hier scheint offenbar nichts einfach zu funktionieren. Der erste Eindruck von der Stadt ist befremdlich. An den Straßenrändern liegen unter Decken dunkle Gestalten und wir sehen diese seltsamen Motor-Rikschas, in denen Fahrer übernachten. Selbst das Grau und Dunkel der Nacht kann nicht das Unvollkommene und Verkommene, das Elend dieser Stadt verbergen. Schließlich gelingt es dem Fahrer, uns am Hotel abzusetzen, es ist 3 Uhr morgens. Aber die Betten bekommen wir nicht sofort zu Gesicht, Indien ist offenbar ein Land mit viel Liebe für Bürokratie und darum dürfen wir noch diverse Formulare ausfüllen und sogar das Zimmer im Voraus bezahlen. Offenbar muss man sich hier auf einiges gefasst machen.
Bei der Stadterkundung am nächsten Tag blicken wir in eine fremde Welt. Der über allem schwebende Urin- und Kloakengeruch, das Leben und Arbeiten auf der Straße, die Müllberge, die Kühe, der chaotische Verkehr, alles ist anders, gewöhnungsbedürftig. Wir wollen die Brücke über den Fluss Cooum zu Fuß überqueren, geben diese Idee aber nach einigen Metern auf, denn der Gestank ist recht gewöhnungsbedürftig, wir steigen in ein Taxi.
Indien ist nicht nur eine Frage der Unterentwicklung. Andere Regionen wie das südliche Afrika, die hintere Türkei und Persien sind auch unterentwickelt, meine Eindrücke von diesen Ländern geben aber kein Modell ab für Indien. Indien ist lauter, dreckiger, chaotischer, überbevölkerter und aggressiver als alle Länder, die ich bisher besucht habe. Beinahe jede Aktivität wird zum Lebenskampf. Das Gedrängel beim Einsteigen am Bus und im Bus, die Preise des Taxis und anderer Dienstleistungen, der Kauf von Bahntickets, nichts ist wirklich organisiert oder funktioniert verlässlich. Ich muss hinzufügen, dass der Eindruck von einer Stadt stark dadurch mitgeprägt wird, woher man kommt. Direkt von Hamburg oder Frankfurt kommend lässt sich eine Irritation oder gar Erschütterung kaum vermeiden. Als ich 10 Wochen später nach unserer Indienrundreise wieder diese Stadt betrete, ist mein Eindruck ein anderer.